Erst Verträglichkeit und Sortiment prüfen, dann Entscheidung zur Größe des ECE

Welche Verkaufsfläche soll es denn nun sein? Diese Frage beantwortet das Märktekonzept von Dr. Schreiber (2011) nur vordergründig. Und seit Jahresbeginn will sich OB Schöner größenmäßig nicht mehr festlegen. Im Gegenteil, er nutzte in den letzten Tagen keine Gelegenheit aus, Vertreter der Allianz auf eine Wunschgröße festzulegen. Um Homburg als Einkaufsstadt attraktiv und zukunftsfähig zu gestalten, darf es keine weiteren Schnellschüsse geben! Ob 8- oder 12.000 m², jede dieser Angaben ist ähnlich unseriös, wie die Schreiber’schen 18.200 m².

Zu den Rahmenbedingungen – wie Einkaufsverhalten, die Bevölkerungs- sowie die Kaufkraftentwicklung – liefert das Märktekonzept durchaus eine Grundlage. Drei wesentliche Eckpunkte sind bisher noch nicht abgearbeitet:

  1. Die Sortimentsauswahl. Es sollte ergänzend zum bestehenden Angebot in der Talstraße sein.
  2. Die Szenarien des Einzelhandels als Reaktion auf das ECE-Center sind abzuklopfen.
  3. Die Stadtverwaltung muss ein städtebauliches und verkehrspolitisches Gesamtkonzept für die Innenstadt der Öffentlichkeit vorstellen.

Das Schreiber-Gutachten fordert zu Recht einen substantiellen Gegenpol am Vauban-Carré|Saarpfalz Center, doch beherzigt die Stadtverwaltung diese Empfehlung in ihrem bisherigen Handeln keineswegs. Vor einer Entscheidung im Stadtrat sind die folgenden Fragen zu beantworten:

Welchen Ankermieter sieht ECE vor – ist es ein Elektronikmarkt oder ein Bekleidungsriese? Je nach Hauptmieter kommt es zu Reaktionen der bestehenden Geschäfte in der Talstraße. Wechselt Media-Markt ins ECE, muss eine Neukonzeption für das Saarpfalz-Center entworfen werden und die Stadt hätte keinen einzigen Schritt nach vorne gemacht. Wie wollen die Interessenten auf dem Vauban-Carré den Gegenpol entwickeln? Hat die Stadt mit den Bietern schon ernsthafte Gespräche geführt?

Ein intelligentes Verkehrs- und Parkplatzkonzept muss die Innenstadtentwicklung unterstützen. Eine Konzentration des Verkehrs auf das ECE ist seitens der aktuellen Straßenführung nicht zu leisten und mit Blick auf die innerstädtische Verkehrsbelastung wenig sinnvoll. Gleichzeitig müssen genügend Parkplätze an den unterschiedlichen Eckpunkten der Innenstadt vorgehalten werden – um Verkehr zu vermindern und Laufwege zu verkürzen.

Die Frage nach der Verkaufsfläche für das ECE lässt sich weder schnell noch einfach beantworten. Sinnvoll und seriös fundiert wollen wir die Entwicklung Homburgs zukunftsweisend voranbringen. An dieser Gestaltung sind die Öffentlichkeit, Betroffene und Investoren gleichermaßen zu beteiligen. Parteipolitische Dogmen sind fehl am Platz. Wir brauchen das gemeinsame Gespräch – am besten um einen runden Tisch! Ein von allen Beteiligten akzeptierter Gutachter und Moderator sollte für das Gesamtkonzept der Innenstadt bzw. die Gesprächsleitung bestellt werden.

Mit Blick auf die Entwicklung an der Truppacher Höhe sollte zudem die interkommunale Abstimmung zwischen Homburg und Zweibrücken reaktiviert werden. Dort droht vom Sortiment (Möbel, Baumarkt, Fahrrad, Blumen und Raumausstattung) zwar keine direkte Konkurrenz zur Homburger Innenstadt, aber die weitere Entwicklung sollte abgesprochen sein.

Marc Piazolo