Neues von den „Rechenkünsten“ des Herrn Bürgermeister Roth

Umstritten bleibt, wie viel das Luxusbad tatsächlich kostet. Bürgermeister Klaus Roth behauptet, 50 Millionen € wären viel zu hoch, die Grünen könnten nicht rechnen. Seine Addition ergebe 37,5 Millionen. Immerhin – er nähert sich schrittweise der Wahrheit. Keine Rede mehr von 15 oder 18 Millionen.

Allerdings „vergisst“ er in seiner Kostenaufstellung den Aufwand für die Fernwärmeleitung, den Hochwasserschutz, den Grundstückswert, Beratungskosten in sechsstelliger Höhe, den entgangenen künftigen Gewinn aus Gewerbesteuern, sowie die jährliche Preissteigerung, um nur das Wichtigste zu nennen. Er setzt „ergänzende“ Kosten für Zufahrtsstraße, Parkplätze, für Kanalverlegung, Gas, Wasser und Stromtrassen und ggf. Anschluss, für ein Blockheizkraftwerk  mit nur 2,16 Millionen € an – viel zu niedrig. In jedem Fall widerspricht er sich selbst, wenn er erst behauptet, der Bau koste nach wie vor 18 Mill € – danach aber von „ergänzenden Kosten“ in Höhe von 2,16 Mill spricht. Sind das keine Kosten?

Auch der reine Betriebsaufwand ist schöngerechnet. Bis heute liegt uns keine Energiebedarfsrechnung vor. Statt 400 000.- jährlich erwarten wir angesichts von Wellnessbetrieb und Außenbecken deutlich mehr. Allein der Freibadbereich, wo man verhältnismäßig wenig sparen kann, hatte früher ein Bewirtschaftungsdefizit von mehr als einer halben Million jährlich.

Unklar bleibt, ob die Spitzenkessel für die Wärmeversorgung beim BHKW enthalten sind und in welchem Umfang das Herrichten der Fläche, die umfangreichen Aufschüttungen und Verdichtungen, sowie das Anlegen des Außengeländes im Ansatz von 18 Millionen enthalten sind. Im Raum steht noch der Ankauf einer Liegewiese für ca. 500 000.- €, u.a. für den Hochwasserschutz. Auch wurde nachträglich Lärmschutz gegen die Schnellbahntrasse versprochen, für den nirgendwo eine Position auftaucht.

Unsere Kostenrechnung sieht so aus: 18 Mill bisher bekannte Baukosten, 7 Mill „ergänzende“ Kosten, 9,5 Mill reiner Zinsaufwand, 1,5 Mill Grundstückswert, 5 Mill (geschätzter) erhöhter Aufwand für Bewirtschaftung über eine Laufzeit von 25 Jahren, 4,5 Mill Opportunitätskosten (zB entgangene Gewerbesteuer), 5,5 Mill Reserveposition für Lärm und Hochwasserschutz, Kosten für Umnutzung/Abriss von Frei- und Hallenbad, und Unvorhergesehenes = nach gegenwärtigem Stand wird uns die Entscheidung Kombibad an der Hinkelsbix Gesamtkosten von ca. 51 Mill € aufbürden. Darin ist nicht enthalten: Die zusätzliche Liegewiese und das Finanzrisiko, wenn weniger als 200 000 Badegäste jährlich kommen und dadurch der Zuschussbedarf steigt.

Absurd ist Herrn Roths Behauptung, durch den Neubau „spare“ die Stadt 20 Millionen € ein. Niemand hat daran gedacht, die aktuelle Situation aufrecht zu erhalten. Seit anderthalb Jahrzehnten hatte die Verwaltung den Auftrag, eine Lösung für die veralteten Bäder zu finden. Allein durch diese Verzögerung sind den Homburger Bürgerinnen und Bürgern jährlich – nach Herrn Roths Rechnung – 800 000.- € verloren gegangen. Die Kosten, für das verzögernde Handeln der Stadtverwaltung sind  in unserer Schätzung gar nicht enthalten.

Die Alternative lautete nicht „weitermachen“ wie bisher, sondern: Wie hätte eine bessere Renovierungslösung ausgesehen, zB Neubau am Freibadstandort und Schließung des Hallenbads – oder Ertüchtigung des Hallenbads und Schließung des Freibads. In allen Fällen unter Kooperation mit unseren Nachbarn. Eine Lösung nach unseren damaligen Vorschlägen (Freibadstandort ohne Wellness) hätte zB halb so viel gekostet, eine Renovierung des Hallenbads bei Schließung des Freibads wäre für ca. 3 – 4 Mill möglich gewesen.

Herr Roth stellt realitätsferne, teilweise abenteuerliche Berechnungen an, unterschlägt einen Großteil der Kosten, vergleicht Äpfel mit Birnen, rechnet sich um Kopf und kragen. Alles in allem erweckt er den Eindruck, dass er mit diesem Thema heillos überfordert ist.

Winfried Anslinger