Interkommunale Abstimmung bei Einzelhandelsprojekten gefordert

Ein Shopping Center am Enklerplatz (ECE) und die Ansiedlung neuer Märkte auf der Truppacher Höhe (Zweibrücken) – zwei Projekte, die grenzüberschreitend in die Entscheidungsphase kommen.

Am 5. Dezember 2011 soll das neue Einzelhandelskonzept für Homburg vom Saarbrücker Marktforschungs- und Stadtplanungsbüro isoplan präsentiert werden. Bestätigt das Gutachten die Innenstadtverträglichkeit des ECE-Centers mit 18.500 m² Verkaufsfläche, dann werden laut OB Schöner (Homburg) die nächsten Schritte – Baurecht, Verkauf städtischer Grundstücke – umgehend eingeleitet. Nicht weit entfernt von den entsprechenden Maßnahmen ist die Konzeption für die Truppacher Höhe in Zweibrücken mit über 16.000 m² Verkaufsfläche.

Homburg und Zweibrücken werden von der Bevölkerung, ihrer Kaufkraft und den Einkaufsmöglichkeiten als eng verflochten angesehen. Als Einzelhandelsstandorte beeinflussen sie sich traditionell gegenseitig. Entsprechend gehen auch die Gutachter von dem gleichen einzelhandelsrelevanten Einzugsbereich mit rd. 107.000 Einwohnern aus.

Allen Entscheidungsträgern ist dies seit Jahren bekannt. Dennoch finden die Planungen unabhängig voneinander und ohne Abstimmung statt: In der Vergangenheit betraf dies die Designer Outlets in Zweibrücken;  jetzt betrifft es beide genannten Einzelhandelansiedlungen. Die Grünen beidseits der Landesgrenze fordern eine bessere interkommunale Zusammenarbeit bei solchen Großprojekten. Sowohl die Fläche, als auch der Besatz neuer Verkaufscenter müssen gegenseitig abgestimmt werden.

Eine ähnlich lautende Forderung stellte auch Professor Joachim Zentes von der Universität des Saarlandes bei einer Informationsveranstaltung der Initiative pro Homburg am 16. November 2011 auf. Ein weiteres Shopping Center vertrage das Saarland inklusive der angrenzenden Westpfalz mit Blick auf die demografische Entwicklung und die Trends im Kaufverhalten einfach nicht. Unlauter sei zudem die mehrfache Zurechnung der Kaufkraft seitens der Gutachter verschiedener Centerprojekte, so Zentes.

Es ist den Bürgern, die längst wechselweise in Homburg und in Zweibrücken einkaufen, nur schwer zu vermitteln, warum die Stadtverwaltungen immer noch autonom planen und agieren. Anstatt sich über gemeinsame Konzepte zur Stärkung der saarpfälzischen Region abzustimmen, setzen die Handelnden auf Rivalität, auf das Schaffen vollendeter Tatsachen und auf Taschenspielertricks bei der Kalkulation von Kaufkraft-Potenzialen. Jeder verfügbare Euro kann aber nur einmal ausgegeben werden.

Die Verschuldungssituation der Städte Homburg und Zweibrücken gebietet nachhaltiges Handeln. Vor dem Hintergrund rückläufiger Bevölkerungszahlen müssen teure Infrastrukturinvestitionen aufeinander abgestimmt werden. Das derzeitige Vorgehen provoziert nach Überzeugung der Grünen auf beiden Seiten der Landesgrenze allenfalls Millionengräber, für deren Folgekosten zukünftige Generationen aufkommen müssen.

Norbert Pohlmann (OV Zweibrücken) & Marc Piazolo