Forderung nach Verträglichkeitsgutachten zur geplanten ECE-Enklerplatzbebauung

Ja, wir brauchen eine stärkere Innenstadtbelebung! Ja, wir könnten in Homburg mehr Verkaufsflächen gebrauchen, damit auch die Wünsche der konsumfreudigen Bürgerinnen und Bürger befriedigt werden können. Aber muss die geplante Shoppingcenterbebauung auf dem Enklerplatz ohne ausreichende öffentliche Diskussion mit der Brechstange auf dem Rücken der altansässigen Gewerbetreibenden mit ihren vielen Mitarbeitern und ohne Berücksichtigung des großen Risikos der zukünftigen Verödung der Innenstadt außerhalb des Centers geschehen?

Durch die geplante ECE-Bebauung (Einkaufs-Center-Entwicklungsgesellschaft der Otto-Gruppe) auf dem Enklerplatz wird die Homburger Verkaufsfläche in der Innenstadt schlagartig um ca. 75% erhöht. Es ist schwer vorstellbar, dass sich diese Vergrößerung nicht auf die gewachsene Innenstadtstruktur auswirkt. Der ECE-Shoppingtempel mit seinen angestrebten 18.000 m² Verkaufsfläche und den ca. 100 Läden kann den gesamten Branchenmix,  das gesamte Warenangebot mit trendigen Läden, die in Homburg zum Teil noch fehlen, abbilden.  Die Anbindung an die Innenstadt durch Öffnung zur Fußgängerzone wird Fiktion bleiben: wer verlässt schon gern ein sicheres, vor Regen geschütztes, warmes und glitzerndes Einkaufsparadies, wenn man alles findet, was man braucht, und einem „draußen“ nur die Realität erwartet? Viele kennen das Neunkirchener-ECE-Shoppingcenter „Saarpark-Center“ – die Stadt in der Stadt – aber wer kennt schon die Neunkirchener Innenstadt außerhalb des Centers?

Studien haben nachgewiesen, dass die Umlenkung der bereits vorhandenen Kaufkraft in die neuen Shoppingcenter vor allem in kleineren Städten eigentlich garantiert ist. Das heißt aber auch, dass der Umsatz in den seit Jahrzehnten gewachsenen Innenstadt-Geschäften, zurückgehen wird. Damit verbunden sind Rückgang von Mieten, Immobilienwerten, Entlassung von Mitarbeitern durch Umsatzeinbrüche, Geschäftsaufgaben, Leerstände, Billig-Ein-Euro-Länden…. Eine Steigerung der Innenstadtattraktivität, durch Privatisierung des öffentlichen Raumes im Center, und die gesamte Einbeziehung der Innenstadt in die Kundenbewegungen wird damit sicherlich nicht erreicht werden. Zu erwarten ist eher eine leblose, verwaiste Innenstadt, wie man sie schon zu häufig in Deutschland findet.

Wir fordern daher umfangreiche und fundierte Informationen zur zukünftigen Stadtentwicklung, vor allem durch ein unabhängiges, nicht von ECE beauftragtes oder beeinflusstes Verträglichkeitsgutachten unter Einbeziehung der räumlich-funktionalen Komponente sowie verlässliche Zukunftsprognosen auch unter Berücksichtigung des demographischen Wandels.

Weiterhin fordern wir eine über den Tellerrand blickende Diskussion, die nicht die Interessen von ECE, sondern die der Stadt vertritt.