ECE plant mit 18.500 m² Verkaufsfläche, will 90 Mio. EUR investieren und der Oberbürgermeister hat plötzlich einen Investor für das Vauban Carree an der Angel. Zudem betonte Herr Schöner in der Stadtratssitzung vom 22. September 2011, dass ihm die Knochenlösung so sehr am Herzen liegt – notfalls würde die Stadt dort selbst bauen. Letzteres ist schon starker Tobak für eine Stadt, die quasi pleite ist. Marktwirtschaft sieht anders aus!
Die Homburger Innenstadt braucht einen neuen Entwicklungsschub – keine Frage. Ob die ECE-Lösung für die Gesamtentwicklung Homburgs verträglich und zukunftsfähig ist, darüber hat der Zwischenbericht des Gutachters keine eindeutige Antwort gegeben. Viele Fragen stehen noch offen und sollten sachgerecht diskutiert & bewertet werden. Die Basta-Politik der großen Koalition aus CDU und SPD ist dabei wenig hilfreich – „Homburg friss die 18.500 m² oder stirb“ lautet die Devise.
Sicher gilt, dass das ECE in dieser Größe ökonomisch tragbar ist – und zwar betriebswirtschaftlich für das ECE! Gilt dies auch für die Innenstadt Homburg? Laut Gutachter von isoplan, Herrn Schreiber, wird das Center einen Umsatz von rd. 60 Mio. EUR pro Jahr erwirtschaften, davon kommen nur 25 Mio. EUR zusätzlich an Kaufkraft in die Stadt. Die Differenz ergibt sich somit aus Umsatzverlagerungen innerhalb der Stadt, aus den Randlagen der Stadt und aus den kleineren Gemeinden im Umland. Nach Aussage des Gutachters werden mindestens 10 bestehende Geschäfte und Filialen der Innenstadt in das Center ziehen. Was passiert mit diesen – dann leer stehenden – Verkaufsflächen? Für besonders wichtig sieht Herr Schreiber den Umzug eines Elektromarktes aus der Randlage der Stadt in das Center an. Auf Nachfrage meinte der Oberbürgermeister erregt, dass er aber keinen dieser bestehenden Märkte zwingen kann in das ECE zu ziehen. Stadtplanung mit Blick auf die Innenstadtentwicklung sieht anders aus! Wie wäre es mit wirtschaftlichen Anreizen?
Es überrascht, dass die Kaufkraft-Schätzungen von isoplan die Entwicklungen in Zweibrücken (Truppacher Höhe) und Kaiserslautern (ECE) völlig ausblenden. Der Zuwachs an Kaufkraft nach Homburg scheint viel zu optimistisch zu sein. In Folge dessen dürfte die Umverteilung innerhalb der Innenstadt sowie die Gefahr einer gewissen “ Verödung“ der City deutlich größer sein. Ebenso ist es unverständlich, dass sich die Gutachter rein auf das ECE konzentriert haben und die gleichzeitig Entwicklung des Vauban Carrees mit einer Verkaufsfläche von bis zu 4.000 m² bisher vernachlässigten.
Das Einzelhandelskonzept von isoplan sollte – unabhängig von den plötzlich Schlange stehenden Investoren – analysieren, welche Geschäftstypen (Lebensmittel, Textilien, Elektro), in welcher Dimension (Anzahl m²), an welchem Ort in der Innenstadt, am vielversprechendsten für Gesamtentwicklung Homburgs sind. Das aktuelle Gutachten konzentrierte sich bisher stark auf die reine Rechtfertigung für das überdimensionierte ECE. Der Stadtrat sollte jedoch kein Gefälligkeitsgutachten für ECE, den OB und die große Koalition, sondern ein zukunftsfähiges Konzept für die Einzelhandelsentwicklung und Magnetwirkung der Innenstadt einholen. Bis November 2011 (Abgabe des Gutachtens) ist für ein Umdenken zugunsten Homburgs noch Zeit vorhanden, jedoch auch der Wille der Verantwortlichen?
Marc Piazolo