Die Renaissance der Deutschen Pumpspeicherwerke – eine Chance für das Saarland?

Matthias Kurth, der Präsident der Bundesnetzagentur, hat eine große Aufgabe vor sich. Nicht nur beschäftigt ihn der Umbau des Stromnetzes, ihn drückt auch die ungeklärte Frage nach der Stromspeicherung. Ein Silberstreif tut sich jetzt auf, da mittlerweile immer mehr Kommunalversorger angekündigt haben, Pumpspeicherkraftwerke zu planen.

VDI nachrichten, Düsseldorf, 14. 10. 11, swe

Die Gesamtleistung von Kraftwerken, die aus erneuerbaren Energiequellen hierzulande Strom erzeugen, wächst dynamisch. Bis 2022 könnte sich die Kapazität auf gut 150 GW verdreifachen. Das besagen die Szenarien, die Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur, Mitte Juli als Basis für den geplanten Netzentwicklungsplan vorgestellt hat.

Um den Ökostrom zu den Abnehmern zu transportieren, fehlen Kurth derzeit nicht nur viele Stromautobahnen. Auch bei den Stromspeichern sieht es mau aus. Bundesweit sind derzeit 30 Pumpspeicherkraftwerke in Betrieb, deren Turbinenleistung sich auf 6700 MW summiert.

In der nächsten Dekade dürfte nach der bisherigen Einschätzung die Speicherleistung um vielleicht 2400 MW anwachsen. Davon entfällt mehr als die Hälfte auf das höchste umstrittene Projekt Atorf der Schluchseewerk AG im Süden Baden-Württembergs. „Das ist viel zu wenig“, klagt Kurth.

Wenig Hoffnung setzt der Agenturchef auf alternative Speichermöglichkeiten, etwa Druckluftspeicherkraftwerke oder die Option, Windstrom im Gasnetz zu speichern. „Das sind Technologien, die meist noch im Forschungs- und Pilotanlagenstadium sind. Wir gehen davon aus, dass es diese Speicher in einer Dekade noch nicht im kommerziellen Maßstab geben wird.“

Ein möglicher Ausweg könnte eine Idee bieten, welche unter anderem die saarländischen Grünen aufgebracht haben: Die inzwischen aufgegebenen Kohlebergwerke könnten als Standorte zusätzlicher Pumpspeicherwerke dienen. Dabei würden Zeit und Platz gespart, denn die dringend benötigten Kapazitäten stünden schneller zur Verfügung und der Landschaftsverbrauch hielte sich in Grenzen.

Die Stadtwerke-Allianz Trianel mit Sitz in Aachen ist im Juli vorgeprescht. Sie will an zwei Standorten die Machbarkeit neuer Pumpkraftwerke überprüfen zum einen in Simmerath (Eifel) und am Weserzufluss Nethe zwischen Beverungen und Höxter in Ostwestfalen-Lippe.

Nach den bisherigen Kalkulationen rechnet Trianel mit Investitionskosten von 1000 €/kW Leistung. Viel Geld. Niemand kann heute verlässlich prognostizieren, ob die Spreads im heutigen Marktdesign für neue Pumpspeicherkraftwerke ausreichende Investitionsanreize setzen. Auch die Regelenergiemärkte sind derzeit nicht wirklich vorhersehbar, weshalb die Investitionen mit einem unternehmerischen Risiko verbunden sind.

Dass Stadtwerke Speicherkraftwerke planen, ist keine Überraschung: „Die Technik ist bekannt und hat sich seit mehr als 100 Jahren bewährt und ist derzeit nach wie vor die günstigste Speicheroption.“

Wenn alles optimal läuft, rechnet Becker mit einem Baubeschluss bis Ende 2015: „Wichtig ist vor allem, dass wir bis Ende 2019 fertig sind. Nur dann werden wir von den Netznutzungsentgelten für den Strom befreit, der für den Betrieb der Speicherpumpen notwendig ist.“ Diese Befreiung sieht das Energiewirtschaftsgesetz für Speicheranlagen vor, die zwischen 2008 bis Ende 2019 neu gebaut werden.

Trianel steht bei den Stadtwerken nicht alleine da. Auch die Stadtwerke Trier und Mainz haben im April ihren Hut in den Ring geworfen.

Die Trierer haben einen Berg in der Verbandsgemeinde Schweich an der Mosel als Standort im Blick. Über 300 MW Leistung soll das Kraftwerk verfügen. „Damit können wir in der gesamten Region den Stromverbrauch ausregeln“, sagte Stadtwerke-Chef Olaf Hornfeck bei der Vorstellung des Projektes.

Die Investitionssumme von rund 300 Mio. € überfordere die Stadtwerke allein: „Deshalb schauen wir uns zunächst in der Region nach Partnern um. Das können Kommunen sein, denkbar sind aber auch private Geldgeber.“

Die Beteiligungsmöglichkeit für Bürger hätte den Charme, dass diese Variante sicherlich ein Wellenbrecher gegen mögliche Proteste wäre. Mit einer Baugenehmigung rechnen die Stadtwerke Trier gegen Ende des kommenden Jahres.

Soweit ist das Projekt Heimbach, das die Stadtwerke Mainz in Niederheimbach am Mittelrhein, Kreis Mainz-Bingen, planen, noch lange nicht. „Wir sind noch im Projektstadium“, sagt ein Unternehmenssprecher. Angaben zum Zeitplan seien deshalb unseriös. 400 MW bis 600 MW Leistung soll der Heimbach-Speicher, so der offizielle Arbeitstitel, haben. Die Inbetriebnahme ist für 2019 vorgesehen.

 

RALF KÖPKE


Projektierte Pumpspeicherkraftwerke in Deutschland von denen die Bundesnetzagentur in den Szenarien zum Netzentwicklungsplan bis zum Jahr 2022 ausgeht:

Bisher geht die Bundesnetzagentur von einer projektierten Gesamtleistung für Pumpspeicherkraftwerke (PSW) bis 2022 von 2360 MW aus.

–PSW Atorf (Schluchseewerk AG): 1400 MW Leistung

–PSW Forbach (Energie Baden-Württemberg): 270 MW Leistung

–PSW Waldeck (E.on AG): 300 MW Leistung

–PSW Riedl (Donaukraftwerk Jochenstein AG): 300 MW Leistung

-PSW Schweich (Stadtwerke Trier): 300 MW Leistung

-PSW Simmerath (Trianel) 300 MW Leistung

-PSW Niederheimbach (Stadtwerke Mainz) 400 – 600 MW Leistung

Projekt Adele – Druckluftspeicher in Staßfurt (gemeinsames Vorhaben von RWE, General Electric, Züblin und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt: 90 MW Leistung.

Für unseren saarländischen Bereich ist von Bedeutung:

 

  • Schweich (Stadtwerke Trier) 300 MW
  • Simmerath (Trianel) 300 MW
  • Niederheimbach (Stadtwerke MZ) 400 – 600 MW

mitgeteilt von:

Winfried Anslinger