Nach der beeindruckenden Bürgerbeteiligung an der Unterschriftenaktion des Vereins zur Förderung des Schienenverkehrs (6.500 Befürworter in kurzer Zeit) ist jetzt die einvernehmliche Zusammenarbeit zwischen den Landesregierungen gefragt. Bei teuren Infrastrukturprojekten in der Region (Flughafen, S-Bahn) und auf kommunalerer Ebene (Schwimmbäder) machen die knappen öffentlichen Kassen eine enge Abstimmung zwischen den Gebietskörperschaften unumgänglich. Beim Kombibad wurde dies sträflich missachtet. Zukünftig ist der Ausbau der Infrastruktur immer öfter gemeinsam zu realisieren. Dies gilt erst recht, wenn der Bund, wie im Falle der S-Bahn Reaktivierung, eine substantielle finanzielle Beteiligung in Aussicht stellt.
Die politische Unterstützung sollte eigentlich stehen. Homburg, Zweibrücken sowie der Saarpfalzkreis unterstützen die S-Bahn-Verlängerung, und die zuständigen Landesminister – Maas und Lewentz – gehören beide der SPD an. Unter Jamaika hatte die ehemalige Umweltministerin Simone Peter zusammen mit Rheinland-Pfalz ein Gutachten zum Kosten-Nutzen-Verhältnis auf den Weg gebracht.„Für die Strecke setze ich mich auch als Landtagsabgeordnete weiterhin ein, allerdings mit dem Hinweis darauf, dass Rheinland-Pfalz sich hier nicht aus der Verantwortung ziehen kann. Von angeblichen Kosten in Höhe von 60 Mio. € für die Reaktivierung war nie die Rede,“ so Simone Peter. „Zudem hatten wir in unserem Koalitionsvertrag die Reaktivierung der Bahnstrecke HOM-ZW ausdrücklich erwähnt!“ Unter der großen Koalition ist dies nicht mehr der Fall.
Die Finanzierung ist der eigentliche Knackpunkt bei der Realisierung der Reaktivierung. Dabei muss man zwischen den Investitionen in die Strecke, wie Schienen, Untergrund und Haltestellen, (geschätzte 8-12 Mio. €) und den jährlichen Betriebskosten unterscheiden. Die noch ausstehende Machbarkeitsstudie wird das Fahrgastpotential mit den anfallenden Betriebskosten abschätzen. Neben der Höhe ist die Verteilung der Gesamtkosten zwischen den Ländern entscheidend: rd. 9/10 der zu reaktivierenden Strecke liegen im Saarland, während der Nutzen umgekehrt proportional anfällt. Denn die meisten Fahrgäste werden aus Rheinland-Pfalz stammen. Daher ist es zu begrüßen, dass das Land Rheinland-Pfalz von Anfang an bereit war einen Teil der „saarländischen“ Kosten zu übernehmen.
Aus Sicht Homburgs ist selbst ein kleineres jährliches Defizit durchaus akzeptabel, so dass die Stadt sich beim Land für dessen Finanzierung einsetzen sollte. Zusätzlich ist der Anbindung an den Verkehrsverbund Rhein-Neckar anzustreben, damit die HomburgerInnen auf das attraktive Verkehrsangebot des VRN zurückgreifen können – ohne erst nach Bruchmühlbach fahren zu müssen! Insgesamt gewänne der Bahnhof Homburg durch die S-Bahnverlängerung aufgrund höherer Frequentierung an Attraktivität. Somit ließe sich der Trend zum Abbau der Fernverbindungen wieder umkehren. Zudem käme es zu einer gewissen Verkehrsentlastung auf der B423. Es ist jedoch sicher zu stellen, dass die Abstimmung zwischen der S-Bahn und dem Regio-Bus R7 gut gelingt. Mit einer (maximal zwei) Haltestelle zwischen den Bahnhöfen Homburg und Zweibrücken könnte dies ohne Einschnitte in der Busfrequenz durchaus gelingen. Sinnvoll wäre zudem die Anbindung des Universitätsklinikum durch den Regio-Bus.
Marc Piazolo