Revitalisierung von Lebensräumen am Zollbahnhof

Kann ein Industriebetrieb mit seiner staubigen Schotteraufbereitung Partner im Biotop- und Artenschutz sein? Nur wenn wir vor Ort ins Gespräch kommen, lässt sich diese Frage beantworten. Wir, Winfried Anslinger (NABU Homburg), Yvette Stoppiera (Stadtrat) und Christiane Nagel (Naturschutzbeauftragte Altstadt) nahmen uns Zeit die verschiedenen Teilprojekte und künftigen Vorhaben auf dem BahnLog Gelände kennenzulernen. Mit dem Feldbiologen Christoph Bernd stand uns ein kompetenter Fachmann gegenüber, der die ganz unterschiedlichen Maßnahmen „im Feld“ erläuterte.

Piazolo Bernd Anslinger

Hierzu gehören die Anlage neuer Tümpel als Laichgewässer für Frösche, Kröten und Molche, Steinhaufen als Tagesquartiere, Nisthilfen für bedrohte Vogelarten z.B. für den Wendehals, die Regeneration alter Heckenbestände, die Pflege eines Stollens für Fledermäuse sowie die Erhaltung eines lichten Eichenwäldchens, wo ein Käfermeiler für seltene Käferarten angelegt wurde. Das Unternehmen BahnLog finanziert diese freiwilligen Maßnahmen, die in Ausnahmefällen auch ökonomisch Sinn ergeben: über die angelegten Tümpel wird das austretende Wasser einer Felswand aufgefangen und die Unterspülung der Gleisanlage abgewendet.

Begehung Zollbahnhof

Seefrosch

Käfermeiler

Nach Wiederherstellung der Biotope gelang die Besiedelung durch seltene Tierarten mal schneller (Seefrosch, Gelbbauchunken, verschieden Libellen-Arten), mal langsamer. So ist der Stollen von den Fledermäusen noch nicht als Winterquartier angenommen worden. Die vor 30 Jahren freien und dadurch ökologisch wertvollen Schotterflächen sind inzwischen fast völlig zugewachsen (Bäume und Sträucher). Um besonderen Arten wieder eine entsprechende Nische bieten zu können, stehen weitläufige Rodungen an. Danach muss die Fläche auf Dauer freigehalten werden. Dies geht nur mit einer regelmäßigen und dauerhaft finanzierbaren Pflege, welche durch die BahnLog gewährleistet wird.

Insbesondere die Staubentwicklung bei der Schotteraufbereitung der Firma BahnLog hatte in der Vergangenheit bei Anwohnern und Umweltschutzverbänden hohe Wellen geschlagen. Mit einer Sprinkleranlage versucht das Unternehmen die Staubemissionen einzudämmen. Vertreter des Unternehmens betonten, dass sie bei Fragen oder Problemen jederzeit für Gespräche zur Verfügung stünden.

Ein ganz anderes Thema: Ob das geplante Logistikzentrum am Zollbahnhof nicht besser am Zunderbaum zu verorten ist, wollen wir in einem Anschlusstermin erörtern. Um eine tragfähige Lösung für Homburg mitzugestalten, ist der direkte Austausch von Informationen und Positionen einfach eine Grundvoraussetzung. Wir bleiben also im Gespräch!

Marc Piazolo

Hintergrund
Die Firma BahnLog GmbH konzentriert sich am Standort Homburg auf die Schotteraufbereitung und den Logistikbetrieb für örtliche Industrieunternehmen. Seit 2009 beschäftigt das Unternehmen am Gleisbauhof Homburg mit dem Biologen Christoph Bernd einen eigenen Natur- und Artenschutzbeauftragten. Ziel ist es auf dem historischen Industriegelände ein Nebeneinander von Ökonomie und Ökologie zu gewährleisten. Dabei investiert das Unternehmen in Maßnahmen die geeignet sind, die wertgebende Fauna und Flora des ehemaligen Zollbahnhofes sichern zu helfen.

Wie ein unabhängiges Gutachten belegt, waren 2009 keine wertgebenden Arten mehr vorhanden. Als Folge der durchgeführten Maßnahmen konnten unter anderem folgende Arten wieder nachgewiesen werden: Gelbbauchunke (2010), Kamm- und Teichmolch (2011), Ringelnatter, Neuntöter, Wespenbussard (2012), Blauflüglige Ödlandschrecke und Sandschrecke (2013).