Festhalten am Bebauungsplan Enklerplatz: GroKo und Stadtspitze wollen mit dem Kopf durch die Wand!

In der Sondersitzung des Stadtrates am 17.02.14 wurde mehrheitlich beschlossen, dass nach dem Abspringen des Investors ECE eine neue Planung zum Enklerplatz erstellt werden sollte. In der Ratssitzung vom 09.04.14 zeigte die CDU ihr wahres Gesicht und reihte sich wieder in die Große Koalition ein, indem der Bebauungsplan-Entwurf und die Offenlage für ein überdimensioniertes Shoppingcenter am Enklerplatz beschlossen wurden!

Auch wenn zwischenzeitlich die kleinen, individuellen Wünsche der ECE aus dem Bebauungsplanentwurf ausradiert wurden, so sieht der Entwurf immer noch das gleiche nicht offene, introvertierte Einkaufscenter mit den inzwischen zurechtgestutzten 16.500 m² Verkaufsfläche vor. An den Grundproblemen, die schon im Raumordnungsverfahren aufkamen, hat sich nichts geändert!

Unsere Einschätzung zur Innenstadtverträglichkeit deckt sich mit der Einschätzung der Landesplanung und bleibt nach wie vor aktuell: „Die Kritik des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr, der IHK Saarland sowie des Handelsverbandes Einzelhandel und Dienstleistung Saarland dahingehend, dass es infolge einer Vorhabenrealisierung innerhalb der Innenstadt Homburg zu Umsatz und Frequenzverschiebungen kommen werde, der Bestandseinzelhandel dadurch spürbare Umsatzrückgänge (im Segment Schuh- und Lederwaren bis zu 13,8 %) zu verzeichnen habe und letztendlich die Gefahr einer Verlagerung von Betrieben aus der gewachsenen Geschäftslage in das geplante Einkaufszentrum besteht, und dadurch die Leerstandproblematik verschärft werde, wird aus raumordnerischer Sicht geteilt. Auch aus hiesiger Sicht wird die Gefahr gesehen, dass die südwestlichen Innenstadtlagen durch eine Realisierung von zusätzlichen 16.500 m² Verkaufsfläche am Standort Enklerplatz einem Erosionsprozess ausgesetzt sein werden, der in Teilen bereits heute im Umfeld des Saar-Pfalz-Centers zu beobachten ist. Auch und gerade durch den vorgesehenen Umzug des im Saar-Pfalz-Centers ansässigen Elektrofachmarktes, der dort derzeit die Rolle eines Ankermieters und Frequenzbringers einnimmt, dürfte sich in diesem Zusammenhang nachteilig auf die Entwicklung dieses Teils des zentralen Versorgungsbereiches auswirken. Insofern sind diese durchaus berechtigten Kritikpunkte an die Kreisstadt Homburg zu richten.“ Die Stadtspitze und die Große Koalition im Stadtrat wollen diese Kritikpunkte jedoch nicht wahrnehmen und wahrhaben!

In den Leitlinien des Homburger Entwicklungskonzeptes 2025 wurde gesellschaftlich konsensual formuliert, dass Baulücken und Leerstände reduziert werden sollen. Mit dem geplanten Baurecht auf dem Enklerplatz schaffen wir uns jedoch am Saarpfalz-Center und im Talzentrum den größten städtebaulichen Missstand im Herzen unserer Homburger Innenstadt. Dabei sollte die Stadt, mit  ihrem Eigentum: Tiefgarage unter dem Saarpfalz-/Talzentrum und dem Grundstück Vauban-Carree, ein vitales Interesse haben, dass dieser Stadtbereich ebenfalls funktioniert. Umso unverständlicher ist die Entscheidung der GroKo, denn mit einer überdimensionierten Erweiterung der Verkaufsflächen am Enklerplatz schneiden wir uns ins eigene Fleisch.

In der Fachwelt werden gerade introvertierte, nicht offene Einkaufscenter in Mittelstädten kritisch beurteilt. Auch das wollen Stadtspitze und Große Koalition nicht wahrnehmen und wahrhaben! Professoren Christ und Pesch formulieren die Kritik in ihrem Fachbuch „Stadt-Center“: „[…] In sich geschlossene, nach außen hin sowohl gestalterisch als auch von den Wegebeziehungen her abgeschottete Center sind schädlich für die Attraktivität und Funktionsfähigkeit der Innenstadt.

[…] Trotz der insgesamt und auch im europäischen Vergleich positiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland haben sich die Verhältnisse für den Einzelhandel nicht wesentlich gebessert. Die Einkommensschere geht weiter auseinander und trotz leicht gestiegener realer Kaufkraft ist der Anteil des Einzelhandels an den gesamten Konsumausgaben im vergangenen Jahrzehnt kontinuierlich gesunken. Demgegenüber sind in den letzten zehn Jahren die Ausgaben für Wohnen und Gesundheit stark gestiegen. […] Von einer grundsätzlichen Änderung dieser Rahmenbedingungen ist nicht auszugehen. […] Der Rückgang der Bevölkerung in Deutschland wird in erster Linie den ländlichen Raum betreffen. […] In einzelnen Branchen wie etwa dem Buchhandel, […] oder auch bei der Unterhaltungselektronik, hinterlässt die Konkurrenz aus den Netz […] heute schon deutliche Spuren. […]

Während Deutschland im europäischen Vergleich eine vergleichsweise geringe Verkaufsflächenausstattung  in Shoppingcentern aufweist, nimmt die Bundesrepublik hinsichtlich der Verkaufsfläche je Einwohner mit einem Wert von 1,4 m² einen Spitzenplatz ein. […] Daher ist zu erwarten, dass der Markt insgesamt nicht mehr wesentlich wächst, sondern vor allem von einem Verdrängungswettbewerb geprägt sein wird. […] Die Bedeutung klassischer Ankermieter geht zurück, da Warenhäuser oder Elektronikmärkte nicht mehr als Garanten für Frequenz herhalten können. […]“

Die Stadtspitze argumentiert, dass kein Investor für 16.500 m² bauen müsste! Man könne ja weniger bauen! Wozu brauchen wir dann einen Bebaungsplan, der 16.500 m² Verkaufsfläche in einem Sondergebiet festschreibt?! Der Bodenpreis am Enklerplatz ist durch die Centerplanung durch die Aussicht, zukünftige 1A-Geschäftslage zu sein, bereits deutlich gestiegen. Jeder Investor, der diese Grundstücke unter den Voraussetzungen des Baurechts (Shoppingcenter mit 16.500 m²) kauft, der wird mit Sicherheit das maximalste Baurecht rausholen. Invest in Grund und Boden und die Rendite müssen sich rechnen. KEIN Investor, der Millionen Euro für Grundstücke ausgibt, wird weniger bauen, als im rechtlich zusteht! Alles andere wäre wirtschaftlicher Schwachsinn.

Lassen Sie sich nicht ins Bockshorn jagen!

(YS)