Das bisherige Handel von Verwaltung und Stadtratsmehrheit im Hinblick auf Größe, Höhe oder Fassadengestaltung einiger mehrgeschossigen Wohngebäude am Schlossberg spiegelt die geringe Wertschätzung für eine altstadtgerechte Erneuerung der historisch gewachsenen Bausubstanz wider. Der aktuelle Beleg für die fehlende Sensibilität stellen zwei Befreiungen für ein neues Wohnhaus in der Schulstraße 21 – direkt an der Hohenburgschule – dar.
„Natürlich begrüßen wir die Schaffung modernen Wohnraums in der Innenstadt und tragen die Erhöhung der Geschossfläche und der Zahl der Vollgeschosse mit,“ so Yvette Stoppiera-Wiebelt. Doch bei der Gaubengestaltung und des Anbringens eines (großen) Balkons werden Präzedenzfälle geschaffen, die nicht mit der Altstadtsatzung konform gehen! „Warum wurde weder die noch gültige Satzung angewandt noch die Beratungsbüros der laufenden Voruntersuchung zum Förderprogramm städtebaulicher Denkmalschutz konsultiert? Wirklich ernst mit einer altstadtverträglichen Entwicklung scheinen es OB Schneidewind und die Groko nicht zu nehmen. Mit der Zustimmung zu Balkon und Dachgestaltung hebelte die Stadtratsmehrheit die eigene Altstadtsatzung zum wiederholten Mal aus,“ urteilt Carola Piazolo. „Die lückenhafte Bereitstellung von Entscheidungsunterlagen durch die Verwaltung setzte dem Ganzen noch die Krone auf!“
Als Magnet brauchen wir eine attraktive Altstadt und Eigentümer, die sich für die Weiterentwicklung ihrer Bauten engagieren. „Hierzu ist die Altstadtsatzung von 1978 durchaus anzupassen. In der Diskussion darüber sind jedoch Öffentlichkeit und auswärtige Expertise einzubinden. Das aktuelle Durchwursteln mit immer neuen Ausnahmen und der Schaffung weiterer Präzedenzfälle schaffen keine Planungssicherheit. Im Gegenteil, es lädt geradezu ein, dass Bauvorhaben je nach Güte der Beziehung zu Verwaltung und Groko als Einzelfälle durch den Stadtrat geschleust werden,“ kritisiert Marc Piazolo.
Hintergrund: Die Stadt Homburg möchte an dem Förderprogramm städtebaulicher Denkmalschutz teilnehmen. Hierzu führen das Büro Dr. Schreiber und Mess Voruntersuchungen u.a. durch eine Bestandsaufnahme schutzwürdiger Bauten in der Altstadt durch. Auch wurden die Eigentümer umfangreich zu Ihren Häusern, deren Renovierungsbedarf und eventuellen Verkaufsabsichten – ohne jegliche Zusicherung des Datenschutzes! – befragt. Erste Ergebnisse sollen im Herbst 2017 der Öffentlichkeit vorgestellt werden.