Ursprünglich sollte es ein zweckdienliches Hallen- und Freibad werden – zu möglichst günstigen Investitions- und Betriebskosten. Darüber herrschte 2010 parteiübergreifend Einigkeit (Haushaltsbegleitbeschlüsse) – maximal 15 Mio. € sollten es laut Stadtspitze sein.
Jetzt leistet sich die Stadt Homburg – mit seiner schrumpfenden Bevölkerung und zunehmend finanzieller Engpässe – ein Bad mit Kurzbecken (25 m statt 50 m im alten Freibad) sowie einem umfangreichen Sauna- und Wellnessbereich im „Geisha“-Stil. Auch eine teure Lärmschutzwand muss aufgrund des Standortes an der Hinkelsbix her, denn wer will im Freien schon von ICE und Güterzügen belästigt werden?
Das Finanzierungs- und Betriebsrisiko liegt eindeutig bei der Stadt. Die Lasten sind äußerst ungleich verteilt: der private Investor nimmt nur 1,3 Mio. € in die Hand, während die Stadt – über ihre Bäder-Gesellschaft – 18 Mio. € indirekt und durch die Erschließung, Parkplätze und Anbindung mindestens 5 Mio. € direkt über den Haushalt finanziert. Weitere 5 Mio. € stellen entgangene Gewerbesteuereinnahmen dar, denn die Grundstücke an der Hinkelsbix können nicht anderweitig genutzt werden. Damit kommt das Bad der Stadt mit knapp 30 Mio. € etwa doppelt so teuer wie ursprünglich geplant. Die solide Haushaltsführung einer hochverschuldeten Gemeinde sieht anders aus!
Zudem wird das Bad jährlich mit über 400.000 € von der Stadt bezuschusst. Umgelegt auf die erwartete Besucherzahl entspricht dies einer Subvention von 3-4 € pro SchwimmerIn. Dies ist bei den moderaten reinen Schwimmertarifen (für zwei Stunden) durchaus akzeptabel, die überteuerten Investitionskosten sind es jedoch nicht!
Gleichzeitig finanzieren die Homburger Gebührenzahler die jährliche Zins- und Tilgungslast der Bäder-Gesellschaft (rd. 1 Mio. €) über die Gewinnverteilung der Stadtwerke – genau dies verschwieg die Stadtspitze bisher.
Es ist durchaus bezeichnend, dass die große Koalition im Stadtrat die Bürgerschaft erst nach Unterzeichnung aller Verträge über das Kombibad informiert und jetzt an der Namensfindung beteiligen möchte. Dies ist nicht mehr als ein Feigenblatt für eine offensichtlich unliebsame Bürgerbeteiligung.
Trotz rechtlicher Beschränkungen aufgrund des Bieterverfahrens, hätte die Stadt vor der Stadtratsentscheidung die Bürgerschaft durchaus umfänglich informieren können. Eilbedürftigkeit lag mitnichten vor. In Zukunft sind bei wichtigen Infrastrukturprojekten die Mitbürger Homburgs stärker einzubinden, denn die öffentliche Akzeptanz des neuen Kombibades ist für seine langfristige Wirtschaftlichkeit von ganz entscheidender Bedeutung!
Marc Piazolo