Kommentar zur Sanierung des Waldstadions

Wunschdenken bei den zukünftigen fußballerischen Erfolgen des FC08 lassen den Homburger Stadtrat die Grenzen der städtischen Wirtschaftskraft ignorieren

Es ist unter allen Mitgliedern des Homburger Stadtrates unstrittig, dass das Waldstadion aus dem Jahr 1937 dringend saniert werden muss. Auch das für den Sport zuständige Innenministerium hatte bereits in den vergangenen Jahren einen Zuschuß in Millionenhöhe angekündigt. So stimmte der Stadtrat schon in der Sitzung vom 05.11.2020 für das sogenannte „Ausbaupaket-A“ mit einer Kostenabschätzung von rund 3,75 Millionen Euro. Die Vorentwurfsplanung des Büros TRIBAST sah damals eine Auslegung für den Schul- und Vereinssport vor, wie auch eine ordentliche Grundlage für den Regionalligabetrieb mit bis zu 5.000 Zuschauerinnen und Zuschauern. Im Laufe der weiteren Planungsarbeiten steigerten sich die geschätzten Projektkosten, u.a. wegen der Corona-Pandemie wie auch aufgrund des Krieges in der Ukraine, von 3,75 Millionen Euro auf derzeit 10,3 Millionen Euro. Am 9. Februar dieses Jahres entschied der Stadtrat von dieser Vorentwurfsplanung ausgehend eine Haushaltsunterlage „Bau“ zur Vorlage beim Fördermittelgeber, dem Innen- und Sportministerium, zu erarbeiten. Und in der Tat, das Innen- und Sportministerium hält sich an seine Zusage einer hälftigen Ko-Finanzierung und hat einen Kostenbeitrag von 5 Millionen Euro angekündigt. So weit, so gut.

In den aktualisierten Planungsunterlagen für die letzten Sitzungen des Bau- und Umweltausschusses am 30. November wie auch für die Stadtratssitzung am 14. Dezember wurden aber nicht nur Planungsunterlagen für diese Variante 1, sondern auch Planungsoptionen mit größeren Ausbaumassnahmen auf 10.000 (Varianten 2a und b) oder sogar 15.000 Zuschauerplätze von Herrn Rainer Bastian (Planungsbüro TRIBAST) präsentiert. Als Begründung wurden Auflagen des DFB für den Drittliga-Betrieb angeführt. Im Falle eines wünschenswerten und nicht unmöglichen Aufstieges des FC 08 könne nur die Variante mit 10.000 Plätzen die Voraussetzungen für den Aufstieg sicherstellen.

In der Stadtratssitzung wurde Herr Bastian von Frank Kirchhoff (Grüne) auf die bereits seit Oktober 2021 bestehende Änderung der Auflagen für Drittliga-Vereine angesprochen. Das DFB-Präsidium hatte im Rahmen seiner Sitzung am 29. Oktober 2021 umfassende Veränderungen für die 3. Liga beschlossen. Die Maßnahmen folgten den Empfehlungen der Task Force „Wirtschaftliche Stabilität 3. Liga“ und den hieraus abgeleiteten Anträgen des Ausschusses 3. Liga. Bereits ab der Saison 2022/2023 sinkt die Mindestkapazität für Stadien von 10.001 auf 5.001 Zuschauer*innen, um Klubs an kleineren Standorten eine Reduzierung der Infrastrukturkosten sowie eine nachhaltigere Nutzung, beispielsweise bei einem Wiederabstieg in die Regionalliga, zu ermöglichen.

Herr Bastian kannte diesen Beschluß, hielt ihn aber nicht für relevant, da er ja auch wieder geändert werden könne.

Alle Fraktionen, mit Ausnahme der Grünen, halten es bei einer Stadt wie Homburg mit 40.000 Bewohner*innen für angemessen ein großes Stadion mit 10.000 Plätzen und umfangreicher Tribünenüberdachung zu besitzen. Und das bei durchschnittlich 1.400 Zuschauer*innen. Gerne gibt man aus dem Stadtsäckel noch 5 Millionen extra aus, damit das Tribünendach auch groß genug wird. So wurde jetzt aus einer Kostenschätzung der Stadionsanierung von 3,75 Millionen Euro zu Beginn des Jahres 2020 ein neuer Betrag von 14,6 Millionen Euro im Jahr 2023. Die Mehrheit der Stadtratsmitglieder scheint nicht nur Rechnen und Sparsamkeit verlernt zu haben, man stört sich auch nicht daran, dass falsche Behauptungen den Entscheidungsprozess beeinflussen sollten.